Sonntag, 18. Oktober 2009

Neue Seite!!!

Für ein paar Fotos mehr, und auch diverse Videos zu Demos und Milchstreiks besucht doch bitte meine neue Seite www.heidrehm.de
Dort wird dieser Blog in Zukunft fortgesetzt. Vielen Dank.

Montag, 5. Oktober 2009

Agrarsonderkonferenz in Brüssel

Heute fand in Brüssel eine Sonderkonferenz zur aktuellen Milchmarktpolitik und -situation statt. Etwa 2000 Milchbauern aus ganz Europa hatten sich auf den Weg gemacht, diese Konferenz zu begleiten und mahnend vor Ort zu sein. Und so sah der Vorplatz des Ratsgebäudes dann auch aus.



Die 800-1000 Schlepper, mit denen viele Bauern nach Brüssel gefahren waren, ließen sich fotografisch überhaupt nicht angemessen darstellen. Man muss es gesehen haben. Alle Straßen rund um den Veranstaltungsort waren drei-spurig zugeparkt. Eine beeindruckende Demonstration.

Die obligatorischen Mahnfeuer durften natürlich auch nicht fehlen. Angesichts der vielen Mahnfeuer, die in den letzten Wochen in Deutschland abgehalten wurden, hatten die Bauern auch Übung darin. Störend war der viele Regen. Daher wurde auf spezielles Brandmaterial zurückgegriffen. Die Geruchsbelästigung hielt sich in Grenzen, der dicke schwarze Qualm dagegen war unübersehbar und zog unheilvoll durch Brüssels Hochhausschluchten. Die örtlichen Fensterputzer dürften sich freuen über die zusätzlichen Aufträge.



Auch Lautstärke war gefragt, schließlich wollte man wahrgenommen werden. Es wurde gegrölt, gepfiffen, gehupt. Die Feuerwerksböller, die unbekannte Leute anschleppten, waren aber sicherlich nicht erlaubt in Deutschland. Unsere Leute können es also nicht gewesen sein, die Bauernverbandspräsident Sonnleitner einen dieser winzig kleinen, aber überaus explosiven Biester, vor die Füße warf. Man fragte sich eh, aus welchem Grunde Sonni meinte, er müsse sich dort zu Wort melden. Nunja, vermutlich, weil er so unsere Demonstration als die Seine ausgeben wollte. Wie armselig, das der Bauernverband schon zu solchen Mitteln greifen muss. Aber wenn er anders nicht mehr überzeugen kann...

Die anwesende Polizei verhielt sich friedlich. Jedenfalls solange die Bauern es auch waren. Am Ende, als niemand von den Herren und Damen Politikern sich zu uns heraustraute zur Berichterstattung, da erst riss einigen Milchbauern der Geduldsfaden. Und promt wurden die aufgestellten Wasserwerfer in Betrieb genommen. Die Bauern hatten aber vorgesorgt und mit Strohwerfern gegengehalten. Solch ein Einstreuhächsler ist schon eine feine Sache. Die Bilder davon in der Presse waren beeindruckend. Schade, dass ich selber da schon wieder auf dem Heimweg war.



Ein langer, anstrengender Tag in Brüssel. Die Busfahrten hin und zurück natürlich nicht vergessend. Aber dennoch ein lohnender Tag. Denn nachgeben oder faulenzen gilt nicht. Es hat sich einiges bewegt durch unseren Einsatz. Und anhand der Sicherheitsvorkehrungen kann man erkennen, dass man durchaus Respekt vor uns hat. Vielleicht sogar ein bisschen Angst. Denn Bauern, die nichts mehr zu verlieren haben, sind unberechenbar. Naturgemäß friedlich veranlagte Menschen, aber wehe man will sie betrügen. Oder sie werden missachtet. So, wie sich die Bauern zu Hause auf ihren Betrieben von früh bis spät abplackern, so können sie auch demonstrieren wenn es drauf ankommt.

Ein paar weitere Impressionen:




 

Mittwoch, 23. September 2009

Kommentar an Kieler Nachrichten: Milch Protest spaltet die Landwirte

Nachdem die Kommentarfunktion auf den Seiten der Kieler Nachrichten anscheinend nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren, nun eben hier auf meinen eigenen Seiten. Ich beziehe mich auf diesen Artikel:

Ja, der Milch-Protest spaltet die Landwirte. Die ca. 10% der überliefernden Landwirte, die sich nicht an die noch bestehende Quotenregel halten, die ohne Lieferrechte melken und alllen anderen die Preise durch ihr wirtschaftlich unsinniges Handeln in den Keller drücken, spalten sich von den ca. 90% derer, die eine allerortens übliche an den Markt angepasste Mengensteuerung etablieren möchten.
Und? Was ist daran jetzt schlimm? In einer Demokratie geht es immer um Mehrheiten und nicht um Einigkeit. Würden die Milchbauern, wie so oft schon vorgeschlagen, aber immer und von jedem abgelehnt, neutral befragt werden, welchen Weg sie vorziehen würden, der Weg wäre klar geworden. So aber ist es ein leichtes, denjenigen, die die Mehrheit bilden, vorzuwerfen, dass man so nicht handeln dürfte, wie sie es jetzt tun. Die Bauern waren lange friedlich. Und hartnäckig haben sie ihre Wünsche und Forderungen immer und immer wieder der Politik, der Meiereiwirtschaft und allen anderen Verantwortlichen unterbreitet. Es wäre Zeit genug gewesen, zu handeln. Oder auch nur Gesprächsbereitschaft zu zeigen. Da dem nicht so war, bleibt jetzt nur der Weg, die Dinge selber in die Hand zu nehmen und mehr Druck auszuüben. Bevor es zu spät ist und die Mehrheit der Bauern in diesem Land und in der ganzen EU nicht mehr existieren.
Und da sollte jeder sich hüten, der ethische Bedenken äußert. Denn einen ganzen Wirtschaftsbereich am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen ist ethisch viel bedenklicher, als ein Lebensmittel zu vernichten, von dem man nicht mehr leben kann! Erst recht, wenn man bedenkt, dass durch das Handeln der Politik und des DBV die Nahrungsmittelversorgung stark gefährdet wird. Auch der Umwelt- und Tierschutz wird zu kurz kommen, wenn denn der Rest der Nahrungsmittelerzeugung erst in Händen weniger Großindustrieller sein wird. Und genau das ist das Ziel des DBV! Genauso wird der Tourismus in diesem Lande leiden, denn die blühenden Landschaften, die Knicks, die ganze Kulturlandschaft wird sich massiv verändern, wenn der vom DBV propagierte Weg beibehalten wird. Die Mehrheit des Wahlvolkes hat dies durchaus verstanden und unterstützt die streikenden Bauern. Zufrieden ist mit den Mitteln, zu denen gegriffen werden muss, niemand. Weder die streikenden Bauern noch das Volk. Es gibt aber keine Alternativen, solange die Politik weiter einen nicht marktwirtschaftlichen Weg verfolgt, der ihnen vom DBV als marktwirtschaftlich verkauft wird.
Georges Pompidou sagte einmal: Ruin kann drei Ursachen haben: Frauen, Wetten und der Rat von Fachleuten. Die Bauern haben es erkannt und viele von ihnen sind bereits aus dem Bauernverband ausgetreten. Nun ist die Politik an der Reihe, diesen falschen Beratern zu kündigen. Denn sonst werden sie am Wahlabend ihren Ruin erleben!